Da ich momentan an einem Flare arbeite, der im Mittelsegel eine (einfache) Applikation erhalten soll, habe ich mir gedacht, man könnte die einzelnen Arbeitsschritte ja mal notieren und mit Fotos dokumentieren. So hat man eine schöne Anleitung für Alle, die ebenfalls eine solche Arbeit planen und noch einige Infos benötigen.
Diese Auflistung erhebt nicht den Anspruch, vollständig zu sein und zeigt sicherlich nicht die einzige Möglichkeit, einen Drachen zu applizieren. Es ist lediglich (m)eine Version.
1. Motiv
Ein einfaches Motiv war schnell gefunden, da ich noch eine Vorlage von José Sainz fand, die ich 1994 mal von ihm bekommen habe. Obwohl ich schon schwierigere Motive verarbeitet habe, reicht mir momentan das einfache Motiv aus, da im Laufe der Jahre, in denen ich mich nicht so sehr mit dem Nähen von Drachen beschäftigt habe, meine Nähkünste sicherlich nicht besser geworden sind 😳
2. Übertragung auf das Tuch
Das Motiv wird auf Transparentfolie übertragen und auf den Overheadprojektor gelegt, die gewünschte Größe eingestellt und die späteren Nahtverläufe mit einem Bleistift auf das (weiße) Spinnaker-Tuch übertragen.
3. Nähen
Als unterste Lage wird schwarzes Spinnaker-Tuch auf dem Zuschneidetisch ausgelegt. Dieses Tuch bildet später die Vorderseite des Drachens.
Dann wird das weiße Tuch, auf das wir die Nahtverläufe gezeichnet haben und das die spätere Rückseite bildet, auf das schwarze Tuch gelegt. Ich fixiere die Lage an einer Seite mit 2 Pinnadeln. Nur an einer Seite, damit ich die verschiedenen Spinnaker-Tuchstücke in den im Motiv vorkommenden Farben noch zwischen die beiden Tücher legen kann. Die Stücke können ruhig großzügig gewählt werden, sodass man sicher ist, auch das gesamte Feld abzudecken. Sollten sich zwei oder mehr Farben überdecken, liegt die dunklere immer unterhalb der hellen.
Liegt alles an der richtigen Position, nimmt man einen Lötkolben mit einer feinen Spitze und heftet damit die Tuchlagen zusammen. Die Einstichpunkte liegen auf den gezeichneten Nählinien und können durchaus einen unregelmäßigen Abstand haben, Zweck ist es nur, die Tuchlagen beim Nähen in Position zu halten.
Hält man später das fertige Segel gegen das Licht, kann man die Einstiche deutlich erkennen, sie haben aber meiner Erfahrung nach keinerlei Einfluss auf Festigkeit oder Haltbarkeit der Naht.
Nun näht man mit einem Zick-Zack-Stich seiner Wahl auf den gezeichneten Linien (nicht zu eng, da sonst das Tuch zu sehr perforiert wird- nicht zu weit, da sonst die nach dem Freischneiden sichtbaren Linien zu breit werden) alle Stofflagen zusammen, die Fadenspannung nicht zu hoch wählen, da sich sonst das Tuch, vor allem, wenn leichtes Tuch verwendet wird, zusammenzieht.
Dabei sollte man sich über die Nährichtung bzw. die Nähreihenfolge ebenso Gedanken machen wie über die Frage, wo man absetzen oder wo man nur umorientieren muss.
4. Freischneiden
Nachdem man sich noch einmal vergewissert hat, welche Farbe man an welcher Stelle des Segels sehen will, beginnt man mit dem Freischneiden. Ziel ist es, dass zum Schluß an jeder Stelle des Motivs nur eine Farbe bzw. ein Spinnakertuch in der gewünschten Farbe liegt. Somit schneide ich von der Vorderseite (das ist die Seite mit dem schwarzen Spinnaker) alle Tuchlagen vor der gewünschte Farbe weg. Ebenso verfahre ich auf der Rückseite. Dies geschieht, in dem ich mit einem Nahttrenner die Tücher durchsteche und mit einer scharfen Schere, an dem soeben hergestellten Schlitz beginnend, das Tuch /bzw. die Tücher) an der Zick-Zack-Naht entlang wegschneide.
Das goldfarbene Tuch, welches noch teilweise hinter dem Grünen liegt, muss noch entfernt werden. Außerdem weicht das fertige Motiv ein wenig von der Vorlage ab. Wer sieht wo und weiß auch, warum?
Damit ist die reine Applikationsarbeit erst einmal beendet und es geht damit weiter, den Drachen fertig zu stellen. Wenn das interessiert, der kann hier weiterlesen.